Diese Frage kam auf, als eine alte Freundin und ich uns zu einem gemütlichen Sonntag im Marta Herford verabredet hatten. Wir hatten uns lange nicht gesehen und dementsprechend viel zu erzählen. Und wie das so ist, wenn man viel quatscht, der Mund wird trocken, doch zum Glück kam die Kellnerin schnell. Mit spitzbübischem Lächeln prostete mir meine Freundin zu und erklärte: „Das ist ja ganz logisch. Jetzt habe ich soviel geredet, dass ich unbedingt ein stilles! Wasser brauch.“ Also: Klare Antwort ja. Nächste Frage: Wenn es stille Wasser gibt, gibt es dann auch laute?
Dazu braucht man erst einmal die Definition für laut. Lautstärke ist ja Ansichtssache. Erzieherinnen im Kindergarten können ein Lied davon singen. Wikipedia weiß dazu, dass es eine messbare Lautstärke und eine gefühlte Lautstärke gibt. Die gefühlte Lautstärke heißt im Fachjargon „psychoakustische Lautstärke“.
In der Zeitschrift „Die Welt“ kann man lesen:
Ab einem Dauerschallpegel von 60 Dezibel treten Stressreaktionen im Schlaf auf, ab 80 Dezibel kann die Gesundheit leiden. Die Schmerzgrenze liegt bei 130 Dezibel, dann hält sich ein Mensch automatisch die Ohren zu. Lärmeinwirkung von 150 Dezibel verursacht in Sekunden irreparable Schäden.
Im Nachfolgenden sind einige Beispiele von Geräuschen und ihren Schallpegeln aufgeführt. Eine Zunahme um zehn Dezibel entspricht einer Verdopplung der Lautstärke.
10 Dezibel : Atmen, raschelndes Blatt
20 Dezibel : Ticken einer Armbanduhr
30 Dezibel : Flüstern
40 Dezibel : leise Musik
45 Dezibel : übliche Geräusche in der Wohnung
50 Dezibel : Regen, Kühlschrankgeräusche
55 Dezibel : normales Gespräch
60 Dezibel : Nähmaschine, Gruppengespräch
65 Dezibel : Kantinenlärm
70 Dezibel : Fernseher, Schreien, Rasenmäher
75 Dezibel : Verkehrslärm
80 Dezibel: Telefonläuten, Presslufthammer
90 Dezibel : Lastwagen
100 Dezibel : Ghettoblaster
110 Dezibel : Diskomusik, Symphoniekonzert, Motorsäge, Autohupe
120 Dezibel : Kettensäge, Presslufthammer, Gewitterdonner
130 Dezibel : Autorennen, Düsenjäger
Wohlgemerkt, dass Empfinden der einzelnen Menschen ist sehr unterschiedlich. Die Generation „Hörgerät“ wie die Wise-Guys es in einem ihrer Lieder besingen, ist abgestumpft. Disco-Mucke und Walk- oder Discman haben in der Altersgruppe der heute 40 – 50 jährigen schon solche Schäden angerichtet, dass sie nicht mehr in der Lage sind, das Ticken einer Armbanduhr zu hören. Aber wer bitte hat denn heute noch eine Armbanduhr, die tickt? Oder die aufgezogen werden muss? Um uns herum wimmelt es von Klingeltönen. Wir schreien an gegen Verkehrslärm, gegen Flugzeuge, gegen Autobahnen, Straßenbahnen und Reklame. Und zu Hause sind wir umgeben vom Surren der Kühlschränke, Spül- und Waschmaschinen, Radio und Servern. Auf Jahrmärkten kann man nur noch durch Genuss von viel Alkohol verschleiern, dass man eigentlich vorher schon kein Wort mehr verstanden hat. Vielleicht sind wir deshalb so oft auf Whats App, Instagramm oder Facebook. Weil uns das Reden und Hören langsam zu anstrengend wird. Oft wünsche ich mir die Ruhe, die es ermöglicht zu hören, wie die Kohlensäure eines frisch eingegossenen „lauten“ Wassers im Glas feine Klingeltöne macht. Aber ich befürchte die Generation „Hörgerät“ kann selbst das nicht mehr.
Weitere Infos dazu:
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit
Bericht der Wirtschaftswoche: Die zehn lautesten Städte der Welt
Die Zeit-online berichtet über das lauteste Tier der Welt: „Der Pistolenkrebs“
19. März 2015 um 6:31
Das hast Du toll geschrieben, und ich bin da ganz bei Dir!
Ich geniesse immer morgend, die erste halbe Stunde ( meist so gegen 4, halb 5 ), wenn ich auf bin, raus auf die Terrasse, der Stille lauschen, wo man höchstens mal ein erstes Vogelzwitschern vernehmen kann …..daher liebe ich es, Frühaufsteherin zu sein ;O)
Ich wünsche Dir einen wunderschönen und sonnigen Tag!
♥ Allerliebste Grüße, Claudia ♥
LikeLike
20. März 2015 um 23:19
Liebe Claudia, auch die Abendstille kann sehr erholsam sein. (Dies sagt Dir ein Abendmensch) 😉 Aber es stimmt schon. Um 4 Uhr – 5.00 Uhr ist es am stillsten. Die Erfahrung habe ich auch schon gemacht. Und das tut so gut manchmal, den ersten Vogelruf mitzuerleben, der einem in dem Moment unglaublich laut vorkommt. LG Tanja
LikeLike
19. März 2015 um 15:26
Da kann ich nicht mitreden – zwischen vier und fünf höre ich noch keine Stille, denn dann liege ich noch im Bett und mein Mann neben mir und der schläft durchaus auch mal laut! – Zu deinem Post, der so humorvoll begann und doch so ernst wurde. Wirklich gut geschrieben. Im engsten Familienkreis haben wir gerade den Fall eines Mannes (55), der einen Knall in einem Ohr vernahm und jetzt auf dem Ohr nicht mehr hören kann. – Nicht einmal mehr 130 Dezibel und schon gar nicht das Geräusch von frisch eingeschenktem ‚lauten‘ Wasser! Da weiß man es erst wieder zu schätzen, wie wertvoll es ist, mit allen Sinnen wahrnehmen zu können. LG Martina
LikeLike
20. März 2015 um 23:21
Hallo Martina, ja das finde ich auch. Das macht ja auch Lebensfreude aus, dass man alle Sinne gebrauchen und das Leben genießen kann. Dazu gehört eigentlich gar nicht so viel. LG Tanja
LikeLike
20. März 2015 um 20:23
Das hast Du toll geschrieben! Auch Deine Auflistung der verschiedenen Lautstärken finde ich interessant. Ob das Telefonläuten schon zu Gesundheitsschäden führen kann weiß ich nicht, aber auf jeden Fall kann es manchmal ein großer Stressfaktor sein 😉
LG
Astrid
LikeLike
20. März 2015 um 23:25
Hallo Astrid, vielen Dank für Deinen Kommentar. Ich habe bei Dir jetzt übrigens auch mal gestöbert. Es gibt ja viel zu entdecken auf Denen Seiten. Ich komme leider nicht immer so dazu wie am Wochenende. Auf anderen Blogs zu lesen und zu kommentieren ist ein bißchen wie ein Lauf von Dominosteinen. Eins führt zum anderen und man bekommt immer wieder neue Anregungen. Deine Fotos gefallen mit sehr sehr gut. LG Tanja
LikeLike